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Brauchen wir Strukturfutter?

Über Fasergehalt und Struktur im Pferdefutter

Wenn Sie selbst Kraft- und Zusatzfutter für ihre Pferde kaufen, werden sie es gemerkt haben: Strukturfutter ist der neue Renner. Was steckt dahinter? Laut Empfehlungen der GfE (DLG-Tabellen) soll der Fasergehalt im Raufutter mindestens 20% betragen. 

Mit Fasern sind hier vor allem die Cellulose-Fasern gemeint, aber auch Pentosane, Lignine, Suberine und Cutine. Cellulosen sind Hauptbestandteile die Zellwand jeder Pflanzenzelle und chemisch ein Vielfach-Zucker. Diese Fasern können vom Pferd selbst nicht verdaut werden, dafür aber von seinen Mikroorganismen im Blinddarm, dem ersten Teil des Dickdarms. Sie setzen beim Abbau der Fasern vor allem Fettsäuren, aber z.B. auch Aminosäuren und B-Vitamine frei, die einen wichtigen Beitrag zur Pferdeernährung liefern.

Kommen im Blinddarm nicht genug Fasern an, verändert sich die Zusammensetzung der Mikroorganismen und wichtige Arten können absterben. Dies führt beim Pferd zu vielfältigen Verdauungs- und Stoffwechselstörungen.

Während und gegen Ende der Grasblüte gemähtes Heu oder Heulage enthält meist einen ausreichend hohen Faseransteil. Dieser hängt aber auch von der Zusammensetzung der Wiesenpflanzen ab. Grasarten unterscheiden sich im Faseranteil, bei Kräutern ist er meist höher als bei Gräsern. 

Hieraus kann man auch schließen, dass der Faserbedarf des Pferdes auch auf der Weide gedeckt werden kann. Generell gilt, je höher die Vegetation und je später in der Vegetationsperiode (oder im Jahr), desto mehr Fasern enthalten die Pflanzen. Aber da jede Pflanzenzelle eine Zellwand besitzt, enthält auch jeder Grashalm Cellulosefasern, auch der ganz kurze!

Ist das Pferd also über die Weide, Heu oder Heulage mit ausreichend Fasern versorgt, erübrigt sich ein Strukturfutter. Doch das muss man erst einmal feststellen. Analysen von Heu, Heulage und Weideaufwuchs können bei der Einschätzung genauso weiterhelfen, wie Informationen über den Mahtzeitpunkt, das Wetter und der Blick auf den Kalender. 

Bei mangelnder Versorgung mit Raufutter, z.B. weil das Weidegras zu energiereich für ein leichtfuttriges Pferd ist oder aber nicht genug Weidefläche vorhanden, kann Strukturfutter eine gute Ergänzung sein. Dasselbe gilt, wenn z.B. von einer, früh geschnittenen, energiereichen Heulage nur wenig gefüttert werden kann. Jedes Pferd sollte 1-1,5 kg Raufutter/pro Tag zur Verfügung bekommen, aber auch möglichst nie länger als 6 Stunden gar nicht fressen.

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